Die Barbe (Barbus barbus), regional auch Flussbarbe oder Pigge genannt, ist ein Fisch aus der Familie der Karpfenfische. Sie fühlt sich in starker Strömung pudelwohl und hat sich auf eine grundnahe Lebensweise in Flüssen spezialisiert. Angler schätzen die Barbe aufgrund ihrer immensen Kampfkraft. Als Speisefisch spielt sie mit ihrem grätenreichen Fleisch zwar nur eine untergeordnete Rolle, ihre Freunde hat sie aber dennoch gefunden. Was du über die Barbe wissen musst, erkläre ich dir im Steckbrief und der Fischkunde. Viel Spaß beim Lesen!
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Steckbrief Barbe
Name: | Barbe, Flussbarbe, Pigge |
Lateinischer Name: | Barbus barbus |
Englischer Name: | Barbel |
Ordnung: | Karpfenartige (Cypriniformes) |
Unterordnung: | Karpfenfischähnliche (Cyprinoidei) |
Familie | Karpfenfische (Cyprinidae) |
Gattung: | Barbus |
Verbreitung: | Europa |
Max. Länge: | 100cm |
Max. Gewicht: | 10kg |
Körperbau: | langgestreckter ovalförmiger Körper |
Lebensweise: | Schwarmfisch, Friedfisch |
Lebensraum: | Fließgewässer |
Körperbau, Aussehen und Merkmale
Die Barbe hat einen langgestreckten, beinahe drehrunden und seitlich abgeflachten Körperbau. Der Kopf ist keilförmig, das Maul stark unterständig und hervorstülpbar. Sie hat vier Barteln, zwei davon befinden sich an der Oberlippe, die anderen beiden im Mundwinkel. Der Rücken ist leicht gewölbt, der Bauch weitestgehend flach.
Die Rückenflosse liegt parallel zur Bauchflosse und ist mit einem verdickten, stark verlängerten und abgesägten Hartstrahl versehen. Die Flussbarbe hat relativ große Flossen. An der Seitenline sind 45 bis 55 mittelgroße Rundschuppen auszählbar.
Die Körperfärbung hängt vom Lebensraum ab. Der Rücken kann olivgrün, beige bis bräunlich sein, die Flanken wirken goldgelb bis weißschimmernd. Der Bauch ist silbrig bis milchig-weiß. Die Rückenflosse ist durchsichtig oder dezent grau bis graugrün. Die Brust, Bauch, After und Schwanzflosse der Flussbarbe sind grau, graugrün bis bräunlich gefärbt und manchmal mit rötlichen Farbtönen durchsetzt.
Erkennungsmerkmale Barbe zusammengefasst:
- Körperbau: langgestreckter, seitlich abgeflachter und drehrunder Körper
- Körperfarbe: olivgrüne, beige bis bräunliche Rückenpartie, goldgelbe bis weißschimmernde Flanken und weißlicher Bauch
- Rückenflosse: große Flossen mit einem gut erkennbaren verdickten, verlängertem und abgesägt wirkenden Hartstrahl an der Rückenflosse
- Flossenfarbe: durchsichtige, graue oder graugrüne Rückenflosse, graue, graugrüne oder bräunliche Brust, Bauch, After und Schwanzflosse mit möglicher Rotfärbung
- Schuppenart: Rundschuppen
- Schuppengröße: Mittelgroß
- Schuppenanzahl Seitenlinie: 55-65
- Maulstellung: unterständig
- Flossenformel: D III/8-9, A II-III/5-6, P I/15-17, V II/8, C 0/19-20
Größe, Gewicht und Barben Rekord
Die Barbe kann maximal 105cm groß und 10kg schwer werden. Durchschnittliche Fische sind 40cm lang und wiegen ca. 1200g, was der Altersklasse von 4 Jahren entspricht. Weibchen werden in der Regel etwas größer wie Männchen. Die Flussbarbe zählt somit zu den größeren europäischen Friedfischarten und übertrifft im Wuchs beispielsweise Brassen, Schleien, Döbel oder Alande.
Der englische Barben Rekord ist auf das Jahr 2008 mit einem Gewicht von 9,58kg bei einer Länge von 100cm datiert und wurde von Chris Mack im Fluss Wensum gefangen. Der deutsche Rekord liegt bei 9,68kg und 91cm aus dem Jahr 2022 aus der Ruhr. Nicht bestätigt, aber dokumentiert und beide Fische übertreffend, ist eine Barbe aus dem schweizerischen Fluss Sitter mit einem Gewicht von 10,74kg bei einer Länge von 104cm.
Maximales Alter und Wachstum
Barben erreichen in freier Wildbahn ein Alter von ca. 15 Jahren. Das Wachstum im Lebenszeitraum hängt maßgeblich vom Nahrungsangebot, den Wassertemperaturen und der Genetik ab. Weibliche Flussbarben wachsen unabhängig davon etwas schneller wie die männlichen Fische. In der Tabelle kannst du entnehmen, wie schnell eine Barbe im Jahr durchschnittlich wächst:
Alter | Länge | Gewicht |
---|---|---|
2 Jahr | 25cm | 140g |
3 Jahre | 35cm | 610g |
4 Jahre | 45cm | 1300g |
5 Jahre | 55cm | 1900g |
6 Jahre | 60cm | 2100g |
7 Jahre | 65cm | 3200g |
8 Jahre | 70cm | 4000g |
10 Jahre | 75cm | 4400g |
12 Jahre | 80cm | 5500g |
14 Jahre | 85cm | 6500g |
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Verbreitungsgebiet
Die Barbe ist in ganz Europa mit Ausnahme der südlichen Alpenregion, Skandinavien, Ostbulgarien und Griechenland (nur lokale Stämme) verbreitet. In England konzentrieren sich die Bestände auf den südöstlichen Landesteil, wovon eine Ausbreitung gen Norden derzeit stattfindet. Gute Barbenbestände sind unter anderem im deutschen Rhein, der französischen Seine, dem italienischen Po und spanischen Guadiana vorzufinden.
Lebensweise der Barbe
Barben sind strömungsliebende und nachtaktive Schwarmfische. Tagsüber ziehen sich die Schwärme in strömungsstarkes und tiefes Flusswasser zurück. Bei trüber Wassersichtigkeit, etwa nach starken Regenfällen oder Hochwasserlagen, ist auch eine phasenweise tagaktive Lebensweise vorhanden.
In den Abendstunden verlassen die Barbenschwärme ihre Ruheplätze und steuern gezielt flachere und strömungsschwächere Flussabschnitte an, wo sie Insektenlarven, Schnecken, kleine Muscheln oder Krebse* mit den hochsensiblen Barteln aufspüren. Jene Nahrungsgründe können in einer Nacht mehrmals aufgesucht werden.
Barben unternehmen Wanderungen zu ihren Laichgründen oder Winterplätzen. Im Frühjahr ziehen die Fische meistens stromauf in flachere Flussabschnitte, Mündungen oder Bacheinläufe. Im Herbst erfolgen Wanderungen eher stromab in ruhigeres Winterwasser (Häfen, Seitenarme). Dabei legt die Barbe durchschnittlich 3 Kilometer Flussstrecke pro Tag bei bis zu 50 Kilometer Wanderstrecke zurück.
Lebensraum der Barbe
Die Barbe bevölkert hauptsächlich Fließgewässer mit starker Strömung, sauerstoffreichem Wasser und sandigen, kiesigen oder steinigen Untergründen. Habitate dieser Art sind oft den Flussmittelläufen zuzuordnen, wo sie der namensgebende Leitfisch (Barbenregion) ist. Die Barbe kommt auch in der Äschenregion (stärkere Strömung, kälteres Wasser) oder Brassenregion (moderate Strömung, schlammiger Untergrund) vor, bildet dort aber keine größeren Bestände aus.
Ansprüche an den Lebensraum hat die Barbe einige. Als Laichplatz werden beispielsweise flache Flusspassagen mit strömungsreichem Wasser und kiesigem oder steinigem Untergrund benötigt. Flache Uferzonen mit überhängender Vegetation und Struktur (Packwerk, Steine, Krautfelder) bieten Nahrung, während tiefere Flussabschnitte als Ruhelager dienen. Ältere Barben bevorzugen strömungsreiche und tiefe Standplätze, jüngere Barben gemäßigteres Flusswasser.
Natürliche Nahrung
Die Barbe ernährt sich von Insektenlarven, Schnecken, Muscheln oder Krebsen. Jungfische stellen Tubifex, Bachflöhen, Bachflohkrebsen und Würmern nach. Mit zunehmenden Alter konzentrieren sich Barben auf Schnecken, kleine Muscheln oder Krebse. Im Frühjahr kann auch Fischlaich die natürliche Nahrung ergänzen. Wasserpflanzen werden gefressen, spielen aber nur eine untergeordnete Rolle.
Größere Barben machen gelegentlich Jagd auf Kleinfisch und decken so ebenfalls ihren Energiebedarf. Besonders im Herbst, in Vorbereitung auf die Winterzeit, ist dieses Verhalten zu beobachten. Raubfischangler erwischen solche Beifänge häufig mit kleinen Spinnern*, Wobblern oder Gummifischen. Die Barbe ist jedoch kein Raubfisch und selbiges Gebaren ist auch von größeren Plötzen, Brassen, Schleien oder Karpfen bekannt.
Natürliche Feinde
Die Barbe hat zahlreiche natürliche Feinde und muss sich im Spiel des Lebens teuer verkaufen. Junge und mittlere Barben werden u.a. vom Barsch, Hecht, Zander, Huchen oder Wels erbeutet. Auch Wasservögel wie der Kormoran nehmen Barben ins Visier. Große Flussbarben fallen allenfalls noch ins Beutespektrum vom Fischotter oder Waller.
Laichzeit und Fortpflanzung der Flussbarbe
Die Barbe laicht während der Sommermonate von Mai bis Juli. Vor der dem eigentlichen Laichvorgang ziehen die Fische häufig flussaufwärts in flache und kiesige Flussabschnitte, Bachmündungen oder Bäche, welche auch der Aschenregion angehören. Männliche Barben entwickeln vor der Laichzeit einen unübersehbaren Laichausschlag. Diese weißen Pickelchen konzentrieren sich auf den Kopf, Nacken und Rückenbereich, können aber auch die Flanken bedecken.
Das Ablaichen findet in flachem und stark überströmten Wasser statt, wo das Barbenweibchen 6000 bis 9000 gelbliche und klebrige Eier pro Kilogramm Körpergewicht zwischen Steinen oder Kieskuhlen platziert. Mehrere männliche Barben umgarnen das Weibchen und befruchten das Gelege im nächstbesten Moment. Das Weibchen laicht portionsweise, also mehrmals im Laichzeitraum.
Zwei Wochen nach der Eiablage schlüpfen die Fischlarven, welche kaum länger als 8mm sind. Die ersten beiden Lebenswochen harren die lichtscheuen Jungbarben noch regungslos im Kies oder zwischen Steinen aus und zehren vom Dottersack. Nach ca. zwei Wochen, bei einer Größe 12mm bis 14mm, beginnen die Larven erstmals zu schwimmen und zu fressen. Weibliche Barben werden mit 5 bis 7 Jahren, männliche Barben mit 3 Jahren bis 5 Jahren geschlechtsreif.
Angeln auf Barbe
Das Angeln auf die Barbe ist äußerst beliebt und mit nervenaufreibenden Drilleinlagen verbunden, weil sie unglaubliche Kampfkräfte aufbietet. Ein Barbenbiss kommt immer unerwartet, hammerhart und gnadenlos. So gnadenlos, das sich manch Grundrute bereits im Rhein verabschiedete und nun mit den Grundeln im Packwerk vergemeinschaftet ist.
Bewährte Angeltechniken für Barben sind das strömungstaugliche Feedern oder Grundangeln. Empfehlenswert sind Ruten ab 3.60m bis 4.50m mit Wurfgewichten passend zur Strömungsstärke. An Elbe und Rhein können Grundbleie oder Futterkörbe bis 180g (und schwerer) notwendig sein. Komplementiert wird die Ausrüstung mit Angelrollen ab der Größe 5000, Hauptschnüren ab 0.28mm und Hakengrößen 10 bis 4.
Typische Köder für Barben sind Maden, Würmer, Mais, Pellets, Boilies, Speck oder Käse. Besonders Käse, gerne Gouda oder Emmentaler, hat sich einen Ruf als Topköder erarbeitet. Wichtig ist ebenfalls ein gutes Grundfutter, das einerseits die Futterbeigaben am Flussbett sichert und anderseits die Fische an den Platz lockt. Als beste Fangzeit für Barben gilt der Herbst. Selbstbewusste Angler probieren es immer. Je nach Bundesland unterliegt die Barbe einem Mindestmaß und einer Schonzeit.
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Bedeutung als Speisefisch
Über Geschmack lässt sich bekanntlich Streiten, die Barbe zählt aber nicht zu den beliebtesten Speisefischen. Das Fleisch ist geschmacklich zwar annehmbar, jedoch grätenreich und trocken. Als Fischboulette hat sie ihre Daseinsberichtigung zumindest gefunden. Manch Fischkenner schwört auch auf geräucherte Barben*. In der Schweiz wird die Barbe als Delikatesse gehandelt, was damit begründbar ist, das es Schweizer sind.
Vorsicht ist außerdem mit dem Laich und umliegenden Bauchfleisch der Barbe geboten. Der giftige Rogen (Eier) kann beim rohen Verzehr zu Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfen führen. Durch Erhitzen wird das Gift neutralisiert. Dennoch ist auch aus Nachhaltigkeitsgründen davon abzuraten, weibliche Barben während der Laichzeit zu entnehmen. Säge niemals am Ast, auf dem du sitzt.
Fisch des Jahres
Die Barbe wurde 2003 in Deutschland und 2022 in Österreich zum Fisch des Jahres gewählt. Mit dieser Auszeichnung soll auf die zunehmende Gefahr der Flussverbauug durch Staustufen und Wasserkraftwerken sowie der ökologischen Bedeutung der Barbenregion aufmerksam gemacht werden.
Gefährdungssituation
Im Bestand ist die Barbe laut der Weltnaturschutzunion (IUCN) derzeit nicht gefährdet. In Deutschland wird sie vom Bundesamt für Naturschutz (BFN) als Verantwortungsart mit einem besonderen Schutzstatus eingestuft. In Zusammenarbeit mit Angelvereinen und Naturschutzverbänden wurden Projekte im siebenstelligen Kostenbereich für die Wideransiedlung der Barbe, Flussrenaturierung (niedersächische Aller) und dem Gewässerschutz eingesetzt.
Herzlichst, dein 16er-Haken
Toller Artikel, danke dafür….aber Barbe schmeckt nicht nur den Schweizern….geräuchert ist sie eine Delikatesse, mit das Leckerste was ich je an Fisch gegessen habe (kann locker mit Barsch, Forelle, Hecht, Zander) mithalten und überhaupt nicht trocken….und ab 60 cm sind die Y-Gräten überhaupt kein Problem, sind schon eher Knochen…eine geräucherte Barbe, in der Größe kann komplett Grätenfrei gegessen werden
Es ist natürlich eine Frage der Zubereitung und der eigenen Geschmacksknospenleidenschaft. Ich hatte als Kind eine Barbe aus der Havel bei meinem Onkel gegessen und die war gruselig. Allerdings könnte das auch an seiner Kochkunst gelegen haben. Über Essen lässt sich bekanntlich gut streiten.
Zander finde ich beispielsweise super langweilig, für Barsch würde ich allerdings sterben. Forellen lösen bei mir auch keinen Gaumenorgasmus aus, eine in reichlich Butter gebratene Brassen dagegen schon (die Bauchlappen sind so unfassbar lecker).
Zumindest eines ist sicher: Dein Kommentar wird Menschen motivieren, sich ein eigenes Bild von der Barbe als Speisefisch zu machen. Geräuchert habe ich sie auch noch nicht gegessen, das muss ich unbedingt nachholen.
Gruß Christoph