Die Brotflocke ist ein äußerst praktischer Köder, kann nebenbei im Supermarkt besorgt werden und fängt zuverlässig Fisch, wenn sie denn richtig angeködert wird. Wichtig dafür ist u.a. die richtige Brotsorte und eine optimale Lagerung beim Angeln. Ich erkläre dir in kurzen Schritten, wie du eine Brotflocke anködern kannst, sie dadurch lang genug am Haken hält und dich mit reichlich Rotaugen, Brassen, Schleien oder Karpfen belohnt. Viel Spaß beim Lesen!
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Sandwichweißbrot aus dem Supermarkt
Über das Brot, des einen täglich Speis und des anderen täglich Köder, wird sich in anglerischen Königskreisen bei einem Whiskey auf dem alten Eichentisch im kammerdunklen Hinterzimmer nur allzu gerne gestritten. Welche Brotsorte ist denn die richtige, Pierre? ”Natürlich französisches Baguette, sacre bleu!” Was meinst du, Mustafa? ”Frisches türkisches Fladenbrot, Abi!” McDonald? ”Only Whitebread from Westminster Abbey, god damn!”
Was passiert wohl, wenn ich den Jungs stecke, das ich stinknormales Sandwichweißbrot aus dem Supermarkt an meinem Haken anködere? Herzinfarkt dort, Scheiterhaufen hier. So in etwa. Sandwichweißbrot hat entgegen aller Unkenrufen dennoch eine optimale Grundfeuchte, die Verfügbarkeit ist immer gegeben, der Preis günstig und die Fische lieben es. Pierre nicht, der ist von meiner typisch deutschen Praxisorientiertheit einfach nur schockiert. Sein Problem.

Vor Sonne und Wind schützen
Zuerst einmal eine Grundregel: Während der Angelei muss das Weißbrot gut schützt sein, weil es sonst austrocknet und nicht mehr am Haken hält. Ich verwende dafür Einwegtüten, worin ich selten mehr als 3 Sandwichscheiben aufbewahre und einzelne Brotflocken mit meinen Wurstfingern zum Anködern herausreiße.
Das Tütchen schlage ich dabei jedes mal wieder um, damit die Grundfeuchte über Stunden erhalten bleibt. Du wirst das auch so machen, vergiss das bitte nicht. Denn ungeschütztes Weißbrot wird je nach Witterung (Sonne, Wind) bereits nach 30 Minuten spröde und fühlt sich gendermäßig als Zwieback, kann also nicht mehr angeködert werden. Für einen Nachmittag reichen 6 Scheiben locker aus.

Daumennagelgroße Brotflocke anködern
Im ersten Schritt reiße ich mir eine daumelnagelgroße Brotflocke aus dem Weißbrot heraus, welche am Haken der Größe 12 bis 8 angeködert wird. Damit fange ich fette Rotaugen und mehrpfündigen Karpfen, Brassen, Schleien, Alande und Döbel, welche das Weißbrot allesamt blitzschnell inhalieren. Im Sommer sind auch ostelbische Rapfen regelmäßig involviert, deren Weißfischabstammung immer mal wieder aufblitzt.
Größere Brotflocken sind meiner Erfahrung nach kaum selektiver, damit wir dieses Thema auch gleich abhaken können. Kleinere Fische machen mit weichem Brot so oder so kurzen Prozess, sind also mit der Flockengröße nicht auszuschließen und die Fischgröße selbst wird nicht besser, nur weil ein halbes Brot am Haken baumelt. Die Platzwahl und Futtertaktik sind entscheidender. Ausnahme: Für XLL Karpfen oder Graskarpfen müssen zwangsläufig größere Haken gewählt werden, also müssen auch die Brotflocken voluminöser ausfallen.

Brotflocke am Hakenschenkel anlegen
Im nächsten Schritt wird der Haken mittig im daumenangelgroßen Brotflockstück angelegt. Ein Drittel des Weißbrotes steht über dem Hakenbogen heraus, das ist auch so gewollt und äußerst sinnvoll, denn dieser Puschel flattert, sofern an Flüssen angeboten, schön in der Strömung und löst immer wieder kleinere Partikel ab. Du suchst einen passenden Haken? Gamakastu hat ihn*!

Brotflocke am Haken einkneten und Anködern
Abschließend wird die Brotflocke vom Hakenschenkel bis zum Hakenbogen eingeknetet. In etwa so, als würdest du eine Zigarette druckvoll drehen. So entsteht ein perfekter Halt durch einen festen Kern, wohingegen die Außenschicht eine im Gewässer für die Fische verführerische Schlonzigkeit entwickelt.
Den bereits erwähnten Puschel benetze ich gerne mit Lockstoffen, wofür ich Sprays* verwende. Zum einen ist das Handling wesentlich einfacher, zum anderen versiffen Dipgläser schnell, wenn ständig Brotflocken hineingetunkt werden. Und es ist sowieso verfickt umständlich mit den meisten Dipbehältern und deren viel zu kleinen Öffnungen. Kuscheltierkran und Kirmes sozusagen. Hab ich beim Angeln keinen Bock drauf. 😉

Brotflocke spätestens 15 Minuten nach dem Anködern kontrollieren
Die Brotflocke ist natürlich ein fragiler Angelköder, dennoch widersteht sie auch stärkerer Strömung. Du wirst gleich eine Weißbrotwurst sehen, welche selbst beim Feedern an der Elbe mit 90g Futterkörben* stolze 15 Minuten überlebte. Dieser Zeitintervall ist auch mein maximales Limit (u.a. Winterangelei) vom Auswurf bis zur nächsten Köderkontrolle. Nach einem Fehlbiss wird immer zeitnah kontrolliert und ausnahmslos eine neue Brotflocke am Haken befestigt.
Übrigens: Nur weil eine Brotflocke nicht zu dir zurückkehrt, bedeutet es nicht, das sie frühzeitig abgefallen ist. Im Regelfall löst sich das Brot meistens sogar erst beim Einholen an Wasseroberfläche durch den Strömungsdruck und der entgegensetzten Krafteinwirkung. An Stillgewässern halten Brotflocken zwar wesentlich länger, allerdings sind dort nicht erkennbare Fehlbisse häufiger und regelmäßige Köderkontrollen alleine schon deshalb erforderlich.

Weißbrot fängt Friedfische von A bis Z
Mit der Brotflocke kannst du alle Friedfischarten fangen, ohne dir dabei einen Zacken aus der Krone zu brechen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich diesen Köder so liebe. Das Leben ist stressig genug, Zeit für Vorbereitungen sind manchmal rar und die endlos geglaubten Ködervorräte plötzlich aufgebraucht. Abseits dessen sind Brotflocken an Teichen, wo Enten gefüttert werden, einer der besten Köder überhaupt.
Auch an meiner Elbe hat sich ihre Daseinsberichtung gefunden und komplementiert regelmäßig Rotaugen, Alande und Döbel in den Kescher. Dafür verwende ich u.a. ein Weißbrotfutter mit Kurkuma, welches ich dir in diesem Bericht vorstelle. Es sprechen wirklich viele Gründe für eine Brotflocke, mehr als sie in diesem Kontext stattfinden, aber wie du sie richtig anködern kannst, ist jetzt zumindest schon mal abgehakt!

Hi Christoph,
Ja – die Flocke ist zu jeder Jahreszeit der beste Friedfisch Köder an der Elbe mit der Bolo. Sie wird immer völlig arglos inhaliert -gerade von sehr großen erfahrenen Fischen. Kein Gezuppel – weg mit der Pose 🙂 . Die Werbung dafür ist also völlig unnötig 😉 . Bei uns in der Gegend habe ich den Eindruck , daß nur sehr wenige damit angeln und die Fische keine schlechten Erfahrungen mit der Flocke gemacht haben. das stärkste war neulich bei 4°C Wassertemperatur ein 57er Döbel auf einen 4mm Breadpunch am 18er Haken , 10er Vorfach und 14er Hauptschnur. …konnte gelandet werden.
Dickes Petri
Lutz
Ich versteh sowieso nicht, warum soviele Friedfischangler Weißbrot generell ignorieren. Als Köder variabel einsetzbar, als Futtermittel auch brutal gut und das Zeugs gibt’s halt überall zu kaufen. Im Sommer fange ich mit Brotflocken prinzipiell alles, selbst Rapfen kriegen den Hals nicht voll und stellen sich immer wieder zwischen die Alande.
Und natürlich Petri zum fetten Döbel am 10mm Vorfach, was alles andere als einfach, aber speziell im Winter echt sinnvoll ist. Wird ja oft verkannt, wie wichtig eine feine Präsentation gerade beim Döbel oder (Friedfischangeln allgemein) sein kann. Ich stelle solche Ochsen ab und zu gezielt nach und da muss schon alles durchdacht sein, mit einem Ankertau als Vorfach bei klarem Flusswasser fängste die einfach nicht. Zumindest nicht die großen Exemplare.
Gruß Christoph