Der Wels (Silurus glanis), auch Waller genannt, ist der größte im Süßwasser lebende Fisch in europäischen Gewässern. Er kann stolze 300cm groß und 160kg schwer werden. Noch größer ist die Faszination für ihn: Er ist ein knallharter Gegner, der einem Angler alles abverlangt. Als Speisefisch überzeugt er mit seinem milden und leicht süßlichen Geschmack. Was du über den Europäischen Wels wissen musst, erkläre ich dir in der Fischkunde und im Steckbrief. Viel Spaß beim Lesen!
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Steckbrief Wels
Name: | Wels, Waller, Schaidfisch |
Lateinischer Name: | Silurus glanis |
Englischer Name: | Wels catfish |
Ordnung: | Welsartige (Siluriformes) |
Familie: | Echte Welse (Siluridae) |
Gattung: | Silurus |
Verbreitung: | Europa |
Max. Länge: | 300cm |
Max. Gewicht: | 160kg |
Max. Alter | 80 Jahre |
Körperbau: | langgestreckter, ründlicher Körper |
Lebensweise: | Raubfisch |
Lebensraum: | Stillgewässer, Fliessgewässer |
Laichzeit: | April bis Juni |
Gefährdungsstatus: | Ungefährdet |
Körperbau, Aussehen und Merkmale
Der Wels hat einen langgestreckten und im vorderen Drittel ründlichen Körper, der nach hinten hin immer mehr seitlich abflacht. Der Kopf ist groß und macht 20% der Gesamtlänge aus. Das breite Maul ist leicht oberständig und mit vielen kleinen gekrümmten Hechelzähnen bestückt. Gemessen an der Körpergröße wirkt das Wallerauge nahezu winzig. Kennzeichnend für den Wels sind außerdem zwei lange Barteln an der Mauloberseite und vier kürzere Barteln an der Maulunterseite.
Der Körper ist glatt, schleimig und vollständig schuppenlos. Die Rückenflosse fällt extrem kurz aus und sitzt am Körperdrittelende. Sie hat einen Hartstrahl und 3 bis 4 Weichstrahlen. Die Brustflossen sind groß und reichen bis zum Ansatz der Bauchflossen. Sie weisen einen Hartstrahl und 14 bis 17 Weichstrahlen auf. Das Bauchflossenpaar ist wesentlich kleiner und mit 11 bis 13 Weichstrahlen besetzt.
Die Afterflosse unweit der Bauchflosse hat 82 bis 94 Weichstrahlen und geht bis zur runden, abgeschnitten wirkenden und kleinen Schwanzflosse. Beide Flossen sind aber nicht miteinander verbunden. Es ist keine Fettflosse vorhanden. Die Färbung des Welses hängt vom Lebensraum ab. Der Körper hat meistens eine graue, dunkle bis olivgrüne Grundprägung mit einem marmoriertem Muster und heller werdenden Flanken. Der Bauch kann milchig weiß bis gelb sein und rötliche Einflüsse enthalten.
Erkennungsmerkmale Wels zusammengefasst:
- Körperbau: langgestreckter, rundlicher, nach hinten seitlich abflachender Körper
- Kopf: Großer Kopf mit breitem Maul und 6 Barteln
- Zähne: kleine gekrümmte Hechelzähne
- Körperfarbe: olivgrüne, gräuliche bis schwarze Körperfarbe, hellere Flanken und weißliche bis gelbe Bauchseite
- Flossen: kurze Rückenflosse, große Brustflossen, kleine Bauchflossen, lange Afterflosse und kurze, abgeschnitten aussehende Schwanzflosse
- Schuppen: vollständig schuppenlos
- Maulstellung: leicht oberständig
- Flossenformel: D I/3-5, A I/83-92, P I/14-17, V 0/11-13, C 0/17-19
Größe, Gewicht und Wels Rekord
Der Wels kann 300cm groß und 160g schwer werden. Damit ist er der größte Süßwasserfisch in Europa und wird lediglich vom Stör übertroffen, der jedoch nur zum Laichen in die Flüsse zieht. Durchschnittliche Welse erreichen eine Körperlänge von 100cm und ein Gewicht von ca. 10kg. Zwischen männlichen und weiblichen Fischen besteht kein Sexualdimorphismus. Männchen werden zwar etwas länger, Weibchen dafür schwerer.
Im Mai 2023 stellte Alessandro Biancardi den Wels Rekord mit einer spektakulären Körperlänge von 285cm am italienischen Po auf. Damit übertrifft er die alte Bestmarke von Stefan Seuß, welche nur einen Monat zuvor am selben Fluss aufgestellt wurde, um gute 4cm. Dessen Rekord Wels war 281cm lang. Welse dieser Größe werden selten verwogen, weil die Fische dabei schaden nehmen können. In beiden Fällen wird von einem Köpergewicht jenseits der 130kg ausgegangen.
Weitaus größere Welse aus vergangenen Jahrhunderten werden erwähnt, sind aber mit gesunder Skepsis zu begegnen. An der Oder sollte Fischern beispielsweise ein 400kg schwerer Wels ins Netz gegangen sein. Im ukrainischen Dnipr ist von einem rekordverdächtigen Wels mit einem Gewicht von 327kg die Rede.
Maximales Alter und Wachstum
In freier Wildbahn erreicht der Europäische Wels ein Alter von ca. 80 Jahren. Das Wachstum während seiner Lebenszeit wird von verschiedenen Faktoren wie dem Nahrungsangebot, der Wassertemperatur und der Genetik beeinflusst. Welse wachsen generell schnell und können unter guten Bedingungen im ersten Lebensjahr bereits 30cm lang und 500g schwer werden. In der Tabelle kannst du entnehmen, wie schnell ein Wels pro Jahr durchschnittlich wächst:
Alter | Länge | Gewicht |
---|---|---|
1 Jahr | 30cm | 0,20kg |
2 Jahre | 50cm | 1,10kg |
3 Jahre | 70cm | 2,90kg |
4 Jahre | 90cm | 4,80kg |
5 Jahre | 100cm | 8,20kg |
6 Jahre | 120cm | 12,90kg |
7 Jahre | 130cm | 15,50kg |
8 Jahre | 140cm | 19,50kg |
9 Jahre | 150cm | 25,00kg |
10 Jahre | 160cm | 30,00kg |
12 Jahre | 170cm | 36,00kg |
14 Jahre | 190cm | 50,00kg |
16 Jahre | 200cm | 57,00kg |
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Verbreitungsgebiet
Das Verbreitungsgebiet vom Wels erstreckt sich über Europa und Ostasien (Türkei, Afghanistan, Kasachstan). Ursprünglich war er nur vom östlichen Europa bis zum östlichen Frankreich beheimatet. Durch illegale Besatzmaßnahmen besiedelte er auch Spanien, Italien und England. Er kommt ebenfalls im Brackwasser der Ostsee, dem schwarzen Meer und kaspischem Meer vor. In Deutschland etablierten sich Welse vor allem im Rhein und der Elbe. Der italienische Po und spanische Ebro sind weitere, hervorragende Welsgewässer.
Lebensweise
Der Europäische Wels ist ein territorialer Fisch, der während der Dämmerung oder Nacht aktiv wird und ein grundnahe Lebensweise führt. Tagsüber ziehen sich Welse in Krautfelder, Unterspülungen, Wurzelwerke oder Flussbettsenken zurück. Kleinere Welse halten sich dort auch in Gruppen auf, sind jedoch keine klassischen Schwarmfische. Größere Exemplare führen ein Leben als Einzelgänger.
Welse sind ausgesprochene Warmwasserfische und richten ihre Aktivität danach aus. Im Frühjahr, Sommer und Herbst gehen sie der aktiven Jagd nach, auch bei Tageslicht wenn stark fallender Luftdruck gegeben ist. Diesen spürt der Wels mit seiner Schwimmblase. Im Winter fällt der Stoffwechsel der Tiere und die Nahrungsaufnahme wird erheblich reduziert oder ganz eingestellt. Die Fische harren dann am Gewässergrund in tiefen Wasserschichten aus.
Lebensraum vom Wels
Der Wels hat viele Lebensräume besiedelt und kommt in Teichen, Seen, Baggerlöchern, Altarmen, Kanälen und Flüssen vor. Gute Bestände bilden sich an tieferen Gewässern oder Fließgewässern mit langsamer bis mittlerer Strömung aus. Er mag weichere Untergründe (Schlamm), Wasserpflanzenbewuchs und Strukturen, an denen er sich tagsüber zurückziehen kann.
Europäische Welse sind relativ anspruchslos, was die Wasserqualität und den Sauerstoffgehalt in ihrem Lebensraum anbelangt. Mit einem höheren Hämoglobingehalt von 30% bis 35% im Blut kann er niedrigste Sauerstoffwerte von nur 3mg/l überleben. Das Wassertemperaturoptimum liegt bei 25°C bis 27 °C, dann gedeihen Welse in ihrem Habitat prächtig, was vor allem in den wärmeren südeuropäischen Binnengewässern der Fall ist.
Natürliche Nahrung und Jagdverhalten
Der Wels ist ein opportuner Raubfisch, der alles frisst, was in sein großes Maul passt. Die natürliche Nahrung umfasst hauptsächlich Weichtiere (Würmer, Krebse, Krustentiere), Amphibien (Frösche) und Fische (Brassen, Schleien, Karpfen, Aale). Aber auch Säugetiere wie Jungvögel, Tauben oder Nager (Mäuse, Ratten) werden regelmäßig erbeutet. Das Beutespektrum richtet sich dabei immer an jenen Tieren aus, die größere Bestände im Lebensraum ausbilden.
Welse sind ebenfalls raffinierte Jäger und passen ihre Strategie dem Nahrungsangebot an. An französischen Flüssen ist u.a. die gezielte Jagd auf trinkende Tauben gefilmt worden. Spektakulär: Der Wels lauert am Ufer und schiebt seinen Vorderkörper während der explosiven Attacken teilweise aus dem Wasser. In Schleiengewässern durchsieben Welse auch Krautfelder und fressen die darin befindlichen Schleien mit den Wasserpflanzen. Ziemlich effektiv!
Sinnesleistungen von Wels
Bei der Jagd macht der Europäische Wels von einer Reihe ausgeprägter Sinnesleistungen gebrauch. Die winzigen Augen spielen während der nächtlichen Streifzüge vermutlich nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehr verlässt sich der Waller auf seinen exzellenten Geruchs, Geschmacks und Tastsinn. Mittels Rezeptoren im Maul, an den Lippen und Barteln, am Kopf, den Flossen und der Haut kann er süß, sauer, bitter und salzig schmecken.
Mit dem Seitenlinienorgan nimmt der Wels Druckwellen im Wasser wahr, welche von anderen Fischen erzeugt werden. Der Hörsinn ist extrem fein und auf Geräusche über seiner eigenen Position spezialisiert. Diese Sinnesleistung wird durch eine Verbindung des Hörorgans mit der Schwimmblase über den weberschen Apparat, welcher aus dem Rippenbögen hervorgeht, ermöglicht. Die Barteln sind ein weiteres Werkzeug, um den Untergrund nach Krebsen* oder Muscheln abzutasten. Der Waller kann auch von Fischen ausgehende schwache elektrische Felder mit Elektrorezeptoren spüren.
Natürliche Feinde
Im Jungalter müssen sich Welse vor anderen Raubfischen oder Raubvögeln hüten. Natürliche Feinde für Jungfische sind Hechte, Zander, Barsche oder größere Welse. Kormorane oder Graureiher sind weitere fischfressende Beutegreifer. Exemplare durchschnittlicher Größe werden allenfalls noch von Fischottern erbeutet. Kapitale Welse stehen an der Spitze der Nahrungskette und diktieren die Spielregeln.
Laichzeit und Fortpflanzung vom Wels
Der Wels beginnt im Mai, in wärmeren Regionen auch schon im April, bis weit in den Juni hinein bei Wassertemperaturen zwischen 18°C bis 20°C mit der Laichzeit. Das Männchen hebt vor dem eigentlichen Akt eine Laichgrube in Ufernähe in Wassertiefen zwischen 40cm bis 60cm aus. Diese Kuhle baut der Waller mit gezielten Schwanzschlägen, im Anschluss werden Wasserpflanzen mit dem Maul ins Nest gepresst.
Das Laichen geht einer energischen Balz voraus. Das Männchen wartet zuerst auf ein Weibchen und nimmt die Verfolgung nahe der Wasseroberfläche auf. In den Abendstunden treibt der männliche Wels das Weibchen dann zum Nest, wo er sein Herzblatt umkreist und dabei mit der Schwanzflosse auf seinen Bauch schlägt. Über dem Nest schwimmt er alsbald an die Flanke des Weibchens und windet sich um ihre Bauchpartie. Das Weibchen befreit sich nach wenigen Sekunden, lässt sich auf das Nest fallen und legt bis zu 25.000 Eier pro Kilogramm Körpergewicht ab.
Das Männchen überzieht das Gelege daraufhin mit einer Samenwolke. In den nächsten Stunden wiederholt sich das Laichschauspiel mehrfach. Die befruchteten Eier sind anfänglich bis zu 1.4mm bis 2mm groß und können bis zur Schlupfzeit auf 4.5mm anschwellen. Das Männchen verlässt das Gelege nicht, betreibt eine Nestwache und versorgt die empfindlichen Eier, welche verpilzen können, in drei bis fünfminütigen Intervallen durch Flossenschläge mit Frischwasser und Sauerstoff.
Larvenentwicklung
Nach zwei bis drei Tagen schlüpfen die kaulquappenähnlichen Welslarven. Sie sinken zum Gewässergrund und harren dort bis zu drei Tage aus. Danach suchen die lichtscheuen Brutfische geschützte und dunkle Gewässerbereiche auf. Direkte Sonneneinstrahlung ist für Welslarven in den ersten Lebenstagen tödlich. Während dieser Zeit ernähren sich Brutfische noch vom Dottersack, der nach ca. 10 Tagen aufgebraucht ist.
Nun wird mit der aktiven Nahrungsaufnahme begonnen. Die Wallerlarven fressen anfänglich Zooplankton, einige Tage später dann wirbellose Tiere wie Tubifex, Insektenlarven, kleine Krebse und Schnecken. Nach 20 Tagen haben die Welse eine Körperlänge zwischen 2cm und 2,5cm erreicht und ähneln mehr einem Fisch wie einer Kaulquappe. Ab einer Körperlänge von 3cm stellen Welse erstmals Fischbrut nach. Die Geschlechtsreife tritt bei Männchen und Weibchen mit 3 bis 4 Jahren ein. In kälteren Regionen wird die Geschlechtsreife mit 9 Jahren erreicht.
Gezieltes Angeln auf Wels
Das Welsangeln nimmt in europäischen Gewässern einen wachsenden Stellenwert ein und spricht vor allem abenteuerlustige Sportangler an. Gefischt wird entweder mit Lebendködern oder Kunstködern. Typische Welsköder sind Köderfische (Brasse, Aal, Döbel), Tauwurmbündel, Blutegel, Tintenfische, Gummifische, Wobbler oder Blinker.
Wegen seiner Größe und Kraft ist belastbares Angelgerät gefragt. Welsruten sind idr. 2.70m bis 3.60m lang und verfügen über ein starkes Rückgrat. Großen Welsen wird tagelang mit Zelt* und Boot nachgestellt, dabei verbinden Angler erholsames Camping mit nervenaufreibenden Drills. Typische Fangmethoden sind das Grundangeln mit Abspannmontagen oder Unterwasserposen.
Beim aktiven Spinnangeln werfen Angler fischverdächtige Strukturen an und versuchen die Welse mit ihrem Köderspiel zu überlisten. Für Bootsangler hat sich dabei ein einzigartiges Hilfsmittel etabliert: Das Wallerholz*. Damit erzeugt der Angler durch rhythmisches Schlagen auf der Wasseroberfläche ein ploppendes Geräusch, dem Welse (mit Glück) bis zur Quelle folgen. Dort wartet der Köder. Und ein Angler. Die beste Jahreszeit für Wallerangler ist der Frühling.
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Bedeutung als Speisefisch
Der Europäische Wels genießt mit seinem weißen, festen, grätenarmen und schmackhaften Fleisch einen guten Ruf als Speisefisch. Der Geschmack wird als angenehm mild mit einer leicht süßlichen Note wahrgenommen. In Deutschland werden Welse häufig gebraten, gebacken oder geräuchert serviert. In den USA sind frittierte Welse mit verschiedenen Salaten ein beliebter Klassiker. Das Welsfleisch ist mit 162kcal auf 100g für eine Diät perfekt geeignet.
Gefährdungssituation
In Deutschland ist der Wels weit verbreitet und in seinem Bestand nicht gefährdet. Eher im Gegenteil, durch steigende Wassertemperaturen verbreitet sich der Waller zunehmend in den Flusssystemen und umliegenden Stillgewässern. Dennoch können die Bestände durch Flussverbaung in naher Zukunft bedroht sein, weil zunehmend Laichmöglichkeiten fehlen.
Herzlichst, dein 16er-Haken