Mein feuchtfröhlicher Freund des Friedfischfischens, eine neue Rubrik hat das Licht der Welt erblickt und ich möchte mit allerlei Leserfragen aus meiner Bloggerzeit beschäftigen. Über viele Kanäle erreichen mich ja immer wieder Fragen und ich denke, das meine Lösungsvorschläge, Tipps und Tricks allen Anglern helfen könnten. In der ersten Ausgabe will Frank wissen, welche Eigenschaften eine Feederrute für Brassen besitzen sollte. Ich gehe auf die Basics und Ruteneigenschaften für die wichtigsten Gewässertypen ein.
Franks Frage via Email
”Hallo Christoph! Ich lese deinen Blog gerne, großes Lob. Könntest du mir eine Brassen Feederrute empfehlen und sagen, worauf ich achten muss? Ich bin Anfänger und habe meinen Angelschein erst seit letzten Jahr, möchte richtig aufgestellt sein.”
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Eigenschaften einer Feederrute für Brassen
Grüß dich Frank! Ich freue mich wie Bolle, das du meinen Blog fleißig liest und deinen Wissensstand erweitern willst. Gleich vorweg, in meiner Welt sind Feederruten schlichtes Arbeitsgerät, dennoch betreibe ich kein plumpes Fuhrwerken am Wasserkörper. Ich sehe vielmehr ein Gesamtergebnis und glaube, das isolierter Gerätefetischismus nur die Geldbörse leert, aber kaum das Fangergebnis beeinflusst. Das Feedern lebt wie das Friedfischangeln als solches von seiner Raffinesse, Futtertaktik, Ausrüstung UND mentalen Einstellung.
So verhält es sich auch bei der Wahl einer Feederrute für Brassen, sie muss das Handwerkszeug sein, das allen Anforderungen gerecht wird und sie muss deine Angelei mit Futterkörben bereichern. Ganz unabhängig vom Preis. Gute Feederruten können stolze 400€ oder läppische 50€ kosten, in falschen Händen sitzt dennoch nur ein Narr am Ufersteifen. Genug der Philosophie, lass uns über die Eigenschaften einer Feederrute für Brassen sprechen.
Länge
Eine Feederrute für Brassen kann bis zu 4.50m lang sein und deckt dann Wurfweiten über 100m ab. An Stillgewässern bist du mit Feederruten ab 2.40m bis 3.90m gut bedient und wirst beinahe jeden Hotspot erreichen. An größeren Flüssen wie meiner Elbe, aber auch Rhein, Main oder Donau, sind Feederruten ab 3.90m für Brassen gefragt, um genügend Schnur aus dem Wasser halten zu können.
Wurfgewicht einer Brassen Feederrute
Das Wurfgewicht einer Feederrute für Brassen variiert nach der Wurfentfernung, Strömungsstärke und Futterkorbgröße. Ein Futterkorb kann nur 5g, aber auch satte 250g wiegen. Ich orientiere mich beim Rutenwurfgewicht immer zuerst an den Gewässereigenschaften, danach kalkuliere ich die Fischart (Standplätze, Distanz) und deren Bedürfnisse (Futtermenge, Futterkorbgröße) ein. In der Tabelle fasse ich die Wurfgewichtsklassen für Brassen Feederruten passend zum Gewässertyp für dich zusammen:
Gewässerart | Wurfgewicht |
---|---|
Teich | 35g bis 50g |
See | 60g bis 80g |
Baggerloch | 60g bis 100g |
Kleiner Fluss | 40g bis 60g |
Mittlerer Fluss & Kanal | 80g bis 120g |
Großer Fluss | 120g bis 250g |
Strömungskanten großer Flüsse | 80g bis 120g |
Rutenaktion an Stillgewässern und Flüssen
An Stillgewässern und mittleren Flüssen nutze ich weiche oder mittelweiche Feederruten für Brassen. Sie biegen sich wie Weidenäste durch, nehmen mehr Drillenergie auf und minimieren die Krafteinwirkung auf Hauptschnur, Vorfach und Haken. Der Vorteil? Es ist wesentlich unauffälligeres Feederangeln möglich, da Schnurstärken und Hakengrößen feiner gewählt werden können. Dennoch sind intensive Fluchten oder wackeldackelartiges Kopfschütteln von Brassen, Karpfen oder Schleien am feinsten Setup handhabbar.
An großen Flüssen favorisiere ich mittelharte Feederruten für Brassen. Sie sind schnell, kraftvoll, biegen sich nur im letzten Drittel und zeigen, wer im Drill die Hosen anhat. Ich kann Brassen schnell über Packwerk führen, aber auch von der Hauptströmung trennen, wenn ich das Feedern an Strömungskanten genieße. Aufgrund der Gewässergegebenheiten, du wirst mit schroffen Steinen und Krabben konfrontiert, sind feine Hauptschnur und Vorfachstärken selten möglich, daher schwinden die Vorteile weicher Feederruten abseits des besseren Drillvermögens.
Ultra Light Feederrute für Brassen an Teichen
Teiche oder Weicher wollen mit einer leichten Feederausrüstung bespielt werden. Du musst weder weit werfen, noch längere Absinkphasen berücksichtigen. Im Regelfall sind Ultra Light Feederruten ab 2.70m bis 3.30m mit Wurfgewichten bis 50g für Teichbrassen ausreichend. Eine weiche Feederrute ist empfehlenswert, weil der Drill im Nahbereich stattfindet. An Kleinstgewässern verwende ich Feederspitzen bis 1.5oz aus Glasfaser. Diese Rutenkategorie ist auch für kleinere Flüsschen bestens geeignet.
Leichte Feederrute für Brassen am See
Am stattlichen Parkteich oder See kannst du mit Wurfweiten bis 40m und Futterplätzen auf 4m Wassertiefe rechnen. Du fährst mit leichten Feederruten ab 3.30m bis 3.60m und Wurfgewichten um die 60g super. Sind größere Brassenschwärme im Sommer erwartbar, rate ich zum 80g Wurfgewicht für größere Futterkörbe (Gehäusevolumen). Die Rutenaktion sollte wie eh und je weich bis mittelweich sein. Im Regelfall verwende ich Feederspitzen bis 1.5oz aus Glasfaser. An stürmischen Angeltagen sind 2oz Spitzen manchmal notwendig.
Medium Feeder am Baggerloch
Baggerlöcher sind weitflächig, tief und kantenreich. Für diesen Gewässertypus empfehle ich daher eine Medium Feeder für Brassen ab 3.60m bis 3.90m mit Wurfgewichten zwischen 80g und 100g. Am Baggerloch wirst du zwar nicht immer weit werfen müssen, aber längere Feederruten brauchen, um Fische über steile Kanten hebeln zu können. Das Wurfgewicht von 80g ist für größere Futterkörbe, Futtermengen und Brassenschwärme zumeist ausreichend, kann aber auch auf 100g erhöht werden. Eine semiparabole Rutenaktion und Glasspitzen bis 2oz passen perfekt.
Feederrute für Flussbrassen
Große Flüsse wie Elbe, Rhein, Main oder Donau sind kein Ponyhof und ein Kampf mit den Elementen. Für das Strömungsfeedern wirst du eine Feederrute für Brassen ab 3.90m aufwärts mit mindestens 150g Wurfgewicht einplanen müssen. Die Feederrute benötigt maximale Länge, denn sie wird beinahe senkrecht aufgestellt, um den Strömungsdruck auf der Schnur zu verringern. Vorteilhaft: Du kannst Futterkörbe leichter auswählen, die Angelei ist angenehmer und das Gerät weniger belastet.
Leider sind große Flüsse, eher deren Strömungsstärke, schwer eingrenzbar, aber es sei dir versichert, das 120g Futterkörbe aufwärts an deinen Montagen baumeln werden. Mittels Krallenfutterkörben kannst du aber noch etwas Wurfgewicht einsparen. An großen Flüssen verwende ich mittelharte Feederruten für Brassen mit Feederspitzen ab 2.5oz bis 4oz aus Karbon oder Glasfaser.
Hallo Christoph,
ein schöner und informativer Artikel. Jetzt wirft er für mich noch ein paar Fragen auf, welche ich mir nie so recht beantworten konnte.
Zum Beginn meiner Feederangelei habe ich mit einer 80 g Rute gefischt, am liebsten mit 30 g Körben in den Talsperren meiner Heimat. Hast du jemals gewogen, wie schwer z.B. ein 30 g Korb mit Füllung ist? Ich hatte immer die Sorge, dass das Gesamtgewicht dann für den Wurf zu hoch sein könnte. Oder sind die Feederruten eh immer so ausgelegt, dass beim angegebenen Wurfgewicht immer nur das „reine“ Korbgewicht zählt? Könnte ich dann mit einer Rute mit Wg 80 g auch einen 80 g schweren Futterkorb PLUS Füllung werfen? Ja ich weiß, Wurfgewichte, gerade die aufgedruckten auf den Ruten, sind immer ein bisschen schwammig…
Die nächste Frage wäre die Frage zur Rolle/Schnur. Was für eine Schnur bzw. Schlagschnur (bei Geflecht) würdest du benutzen? Würde mich mal besonders für die 250 g Körbe interessieren.
Gruß aus Wuppertal,
Tim
Hallo Tim!
Das Wurfgewichtsthema ist echt schwierig, gerade im Bezug zu Futterkörben. Ich gebe immer Nettowerte bei Futterkörben an, d.h. sie sind ungefüllt, der Feederangler muss dann noch das Futtergewicht aufschlagen. Doof an der Geschichte ist, daran scheitert es in der Kommunikation, das Futterkörbe unterschiedliche Volumen besitzen. Gewogen habe ich das aufzuschlagende Futtergewicht nie, ich weiß aber aus der Erfahrung heraus, das es bei durchschnittlichen Gehäusegrößen um die 15g bis 20g beträgt. Hängt ein bisschen von den Ködern ab.
In der Regel wirft eine 60g Feederrute beispielsweise maximal gefüllte 40g Futterkörbe aus. Diese Formel kannst du prinzipiell immer anwenden, wenn keine riesigen Futterkörbe verwendet werden. In England lösen sie das Thema btw. besser, dort ist die Schnurstärke in Tragkräften auf den Feederruten angegeben. Eine Rute mit 3lbs (1,5kg) bis 6lbs (3kg) Tragkraft setzt automatisch den Rahmen für Korbgewichte, Einsatzgebiete und so weiter, da muss niemand mehr Rätseln.
Die Schnurwahl bei extremen Futterkorbgewichten richtet sich nur noch danach, die Wurfkräfte zu kontrollieren. Ich bin selbst nie über 160g hinausgekommen, aber alles darüber hinaus wird mit mindestens 40mm Hauptschnur, 0.50mm Schlagschnüren und Powergummontagen gelöst. Das Problem ist allerdings, das eben jene Schnurstärken dermaßen dem Strömungsdruck ausgesetzt sind, da wesentlich mehr Oberfläche, das immer höhere Futterkorbgewichte gebraucht werden. Es gab mal einen alten Artikel, da hatte ein Angler seine Futterkörbe sogar zusammengeklebt, um auf 300g (!!) zu kommen. Das läuft dann nur noch über Hochseeruten, ist Steinbrucharbeit und keine smarte Angelei mehr. Ich hoffe, ich konnte dir helfen, lieber Tim und vielen Dank für deinen wie immer wertvollen Kommentar
Gruß Christoph